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DAS HÄSSLICHSTE ENTLEIN UNTER DEN BILDERN

 

Ich präsentierte mein oben abgebildetes Malkurs-Ergebnis kommentarlos auf der Kommode...

Stille. Betretenes Schweigen. Dann ging's los: "Aha. Aha. Das hast du also gemacht?! Warum hast du das gemalt? Warum so düster? Warum SO düster? Hast du was gegen Ostern? ...Also ich muss sagen, es gefällt mir gar nicht."

 

Auf Instagram kein Kommentar, zwei "Likes" (immerhin!) - das Bild hat es wohl nicht anders verdient. Oder? 

 

Schon zuvor wurde im eintägigen Acryl-Intensiv-Malkurs von den Teilnehmern über das Bild "reflektiert". Als "düster" wurde es bezeichnet, der ein oder andere spürte gar eine depressive Verstimmung in ihm aufsteigen.

Zum Glück lautete die Aufgabenstellung das hässlichste Bild zu malen, das möglich war.

Ich hatte es sofort im Kopf: dunkel sollte es sein, am besten schwarz mit "schmutzigen" Farben durchzogen und ein menschliches Wesen (kein Osterhase, heast ;)) sollte mittig aus der Tiefe entsteigen - am besten in Strichmännchen-Manier um das ganze nochmals zu karikieren. 

Die Intention der Malkurs-Leiterin klang einleuchtend: Diese Übung sollte uns frei machen von unseren hohen Ansprüchen (die wir oft seit Schulzeiten mit uns herumtragen) und zeigen, wie schnell wir mit (Be-)Wertungen um uns schleudern, uns jedoch schwer tun unsere Gefühle und Befindlichkeiten, die bei der Entstehung oder Betrachtung eines Bildes auftauchen, zu entschlüsseln und zu verbalisieren.

 

Definitiv war es ein schwarzes Schaf unter meinen sonst eher farbenfroheren Bildern, aber endlich war's mal wurscht, ob der Strich richtig oder ein Farbton zu stark oder zu schwach war. Wobei sich der eigene Zensor immer mal wieder kurz einschaltete. Fatalerweise konnte einen auch der Wettbewerbs- oder Konkurrenzgedanke hier ereilen, vor allem dann, wenn man hoffte dass das eigene Gemälde letztendlich schircher war, als das der anderen. Wobei man irgendwann trotz "Bemühungen" bemerken musste - es hätte immer noch grässlicher gehen können!

 

Weil nämlich - so die Moral von der Geschicht' - ein wirklich schirches Bild gebe es nicht. Die Malkurs-Leiterin fand positive Worte für jedes Produkt und kehrte die schönen Seiten heraus: ein entfesselter Strich soll bei mir zu erkennen sein, "Gucklöcher" wecken angeblich Interesse und das Strichmännchen verleihe dem Bild eine humorvolle Komponente. Na, dann! ;) 

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Kommentare: 2
  • #1

    Silvia (Samstag, 30 Juli 2016 20:00)

    Du kannst gar nicht "schirch" malen! Bei dir sind alle super! Selbst das dunkle gefällt mir!

  • #2

    Sophie (Montag, 01 August 2016 17:40)

    Danke, Silvi! ;-)