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FEDERFÜHREND ZU FRAGEN DER LEICHTIGKEIT

 

"This is a song for a girl called Sophie

(...)

She was always like a feather, in the air

I never knew if she was flying or falling

she was always like a feather, in my life.

(...)

I hope she flies."

 

(Song for Sophie, Aura Dione)

  

Dieser Songtext von Aura Dione aus dem Jahr 2010 ist mir sofort wieder eingefallen, als ich mich eingehender mit dem Thema Leichtigkeit beschäftigt habe. Es erinnert mich an eine Zeit wo alles ein bisschen leichter schien als jetzt. Diese unbeschwerten Jugendjahre! ;)

 

Nimm’s leicht“, sagen sie. „Aber bitte nur wenn’s leicht fällt“, sagen sie. „Einfach loslassen und entdecke deine innere Leichtigkeit“, sagen sie. 

Aber wie fühlt es sich tatsächlich an, wenn man sich leicht wie eine Feder durch’s Leben bewegt?

Wie sieht sie aus die Leichtigkeit?

Wie integriere ich diese Leichtigkeit konkret in mein Leben oder ist sie einfach ein Nebenprodukt?

Wie kann ich leicht wie eine Feder sein ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren?

Und kann etwas, das leicht geht auch gut werden?

 

In letzter Zeit haben mich diese Fragen umgetrieben. Für alle die das mit der Leichtigkeit so wie ich genauer wissen wollen gibt's die originelle Idee mit Federn zu malen. Eine Inspiration dazu gibt’s zum Beispiel hier.   

 

Einfach einen großen Bogen Papier an der Wand befestigen, eine Feder mit der weichen Seite in stark verdünnte Wasserfarbe oder Tusche tunken und über das Papier gleiten lassen... 

Mal langsam  

Im Hintergrund lief bei mir schwungvolle Musik, von der ich mich zu Beginn stark beeinflussen hab' lassen. Waren die Klänge sie schnell und rhythmisch bäumten sich durch die Federführung hervorgerufenen Farbbahnen wellenförmig auf und nieder, folgten im Zick-Zack-Muster dem heftigen Staccato und formten Kreise in Analogie zu weicheren Klängen. 

Aber ich wurde mit der Zeit - ungeachtet der schnellen und rhythmischen Musik - immer langsamer, beobachtete die kleinen Ästchen der Feder ganz genau, wie sie sich mit der Farbe zäh verklebten und über das Papier schmierten. Mal drückte ich fester, mal ganz leicht, sodass sich die sogenannte Federfahne sanft auffächerte. Hie und da floss die wässrige Farbe das Blatt hinunter, was ich nicht ganz beeinflussen konnte. Hat Leichtigkeit etwa mit Loslassen zu tun?! 

Die Musik hatte ich in der Zwischenzeit schon ganz vergessen und war ganz vertieft in meine Tätigkeit. Ich konnte für mich letztendlich beobachten, dass Leichtigkeit bei mir, neben dem Fließenlassen, viel mit einem verlangsamten Tempo und mit der gewissen verspielten Hingabe an eine Sache zu tun hat.

 

 „Leichtigkeit ist einfach und manchmal auch schwer“ 

Ohne von meiner Beschäftigung mit der Thematik zu wissen, schickte mir eine gute Freundin über Facebook eine Einladung zu einem Informationsabend über „Die 7 Geheimnisse der Leichtigkeit“ von „Die Kunst der Leichtigkeit“ ins Leben gerufen von einem „Leichtigkeitscoach“ (dem Erfinder der "Leichtigkeitsmethode") zu entdecken auf www.leichtigkeit.com. Bei so viel Leichtigkeit konnte ich mich nicht mehr auf der Couch halten und schwebte - getragen von der Neugier - zum Veranstaltungsort in den 4. Bezirk in Wien.  

„Leichtigkeit ist einfach und manchmal auch schwer“ konstatierte der Coach. Mit seiner freundlichen und spürbar gelassenen Art füllte der Trainer zwei Stunden des Abends mit Informationen über das ganzheitlich zu begreifende Thema. 

Dabei  blieb auch Raum für persönliche Definitionen und Fragen... Ich kam daher mit meiner federführend erfahrenen Vermutung Leichtigkeit habe zutun mit einem langsamen Tempo, loslassen und einer gewissen Hingabe an den Moment. Er meinte daraufhin, dass es für mich offensichtlich authentisch wäre langsam(er) zu leben. Authentizität als Schlüssel zur Leichtigkeit! Aber Langsamkeit sei leider nicht gewünscht in der heutigen Gesellschaft. Die anderen Teilnehmerinnen nickten zustimmend.

Meine Handarbeitslehrerin hatte so ihren Verdacht: „Führer. Ist langsam und redet viel“, notierte sie in ihr kleines geheimes Heft, das eines Tages offen am Schreibtisch lag. Ein kleiner Wermutstropfen: Ich könnte die Langsamkeit locker mit Effektivität wettmachen. Effektivität beschreibt die Wirksamkeit und die Qualität des erreichten Ziels unabhängig vom Aufwand. Ja, die Ergebnisse konnten sich wirklich sehen lassen. Ich meine, die Schürze - hallo - immer noch in Betrieb! ;)

 

Was das Loslassen betrifft seien To-Do Listen quasi in To-Be-Listen umzuformulieren bzw. in "dringend, wichtig und nicht dringend und unwichtig" zu unterteilen. Prioritäten zu setzen sei wesentlich. Weil "ES GEHT SI' AFOCH NED OIS AUS" um es mit Regina Hofers Worten in ihrem aktuellen Kabarett-Stück zu sagen. Das Horten von Zetteln oder sonstigem Kram sei zu unterlassen, weil hinderlich für die leichtfüßige Lebensweise. RäusperAn dieser Stelle ein gesichtspalmierendes Emoji einfügen. Und: von Zeit zu Zeit innezuhalten und im Hier und Jetzt zu leben, sei grundsätzlich keine schlechte Idee. 

leicht, aber nicht leichtsinnig

Ergänzend schilderte ich an dem Abend noch meine Problematik, dass ich immer wenn etwas leicht geht denke: „Heast, da stimmt doch was nicht. Gibt’s hier einen Haken?“, oder auch  „Wenn das so leicht geht, kann das ja nichts werden“. Ich wollte wissen, ob so etwas den anderen drei sonst anwesenden Teilnehmerinnen ebenfalls bekannt war. Grillen zirpten. Eine Stecknadel fiel zu Boden. Ein Steppenläufer wehte vorbei. Eine Feder tanzte in der Luft. Stille im Raum.

Es schien sich um ein persönliches Thema von mir zu handeln, dass ich Leichtigkeit mit Ineffizienz (nicht zu verwechseln mit Ineffektivität) verband.

Seine Empfehlung: Sich für Dinge entscheiden, die einem grundsätzlich leicht fallen. Vielleicht anders ausgedrückt bedeutet es man solle nach seinen Talenten gehen. Aber was ist mit den Dingen, die einem nicht so leicht fallen, es einem aber wert sind gelernt/gemacht/erlebt zu werden? Warum soll man mit 60 nicht doch noch Chinesisch lernen? Denn das, was einem leicht fällt muss nicht unbedingt das Interesse der- oder desjenigen widerspiegeln, oder?! Oder sollte man da zwischen einfach und leicht unterscheiden?

Wäre ich nämlich nach diesem  Prinzip gegangen, hätte ich meine Diplomarbeit über Stuckmarmor nicht geschrieben. Ich hätte meine Diplomarbeit wohl überhaupt nicht geschrieben und wäre ich nicht da, wo ich heute bin und momentan sein möchte.

Aber ja, sich auf die Talente oder Interessen zu berufen bedeutet nicht zwangsläufig, dass es nicht auch einmal schwer werden kann oder Hindernisse auftauchen können. Diesen auszuweichen oder die Basis außer Acht zu lassen, das wäre wohl leichtsinnig. "Denn ohne Schwere keine Leichtigkeit, das wäre sonst der Leichtsinn", bemerkte auch der Coach. 

Jeder mag für sich einen anderen Bereich im Leben leichter gestalten wollen. Außerdem bedeutet Leichtigkeit für jeden etwas anderes. Für einige mag sie mit dem „Flow“ zu tun haben, für andere damit das Leben nicht zu ernst zu nehmen oder zentriert zu sein. Wahrscheinlich geht es aber jedem um einen angenehmen inneren Zustand, der sicherlich durch eine authentische Lebensführung erzielt werden kann, was wiederum nur jeder für sich selbst herausfinden kann. 

Einer erster Schritt dahin könnte euch über das Malen mit Feder führen...

Für ein Federn-bild braucht ihr: 

- Feder(n)

- Papier

- Tusche oder verdünnte Wasser-/Gouachefarbe

 

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