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ICH SEH, ICH SEH... | VOM AUGENYOGA

"Unserer Augen sind unser Werkzeug" sage ich eines Tages in einer Gruppe von befreundeten Kunstgeschichte-Kollegen mit triumphierendem Blick der Erkenntnis gen Himmel gerichtet. Kunsthistoriker und ihre Augen...beim Studienabschluss: "Nachweis der visuellen Begabung erbracht". Man hat idealerweise sehen gelernt; statt schauen. 

 

Das war wohl von Nutzen: Ich konnte mit dem Ich-scanne-den-Waldboden-nach-essbaren-Pilzen-ab-Blick bisher immer eine reiche Ausbeute verzeichnen - Stichwort "Schwammerl-Augen" (ok, mein Bruder ist und bleibt der Champion in dieser Disziplin - wer von euch hat jetzt Champignon gelesen?...Augenyoga gefällig?! ;). Aber ich, die sich selbst als "das Adlerauge des Waldviertels" bezeichnet, bemerkt plötzlich, dass die Sehkraft nicht mehr so viel stemmt wie früher.

Anzeige-Tafeln, die in der Ferne etwas anderes abbilden als von der Nähe gesehen. Überhaupt stellt sich ab 16:00 am Nachmittag eine Ermüdung meiner Augen und ein schwummriges Sehfeld ein. Ich beobachtete diese Entwicklung mit Sorge, also schreibe ich mich in einen Augenyoga-Workshop ein. Dass der vortragende Yogalehrer seine Fehlsichtigkeit um zwei Dioptrien verringert hat, macht mich neugierig. Welche Erfahrungen ich aus dem Workshop mitnehme führe ich in diesem Artikel an.  

Der Aufbau des zweitägigen Workshops führt von einer theoretischen Einführung über das Auge und das Sehen, über intensive Entspannungsübungen, über von Lockerungsübungen für den gesamten Körper - insbesondere Nacken- und Schulterbereich -, gefolgt von einer Einführung in Kinesiologie und positives Denken, bis hin zu "augen-gymnastischen" und spielerischen Elementen.

Eine Teilnehmerin des Seminars beklagt: "Früher haben mich alle gefragt, ob ich Schwammerl suchen mitgeh‘, weil ich so einen guten Blick hatte, jetzt merke ich schon, dass die Sehkraft nachlässt”. Aha, eine Leidensgenossin!

 

Unsere Augen müssen täglich Schwerarbeit leisten. Täglich etwa zehn Stunden in ein "Kastl" schauen lässt unter anderem durch Akkommodation (also das Scharfstellen auf nahe Objekte wie etwa den Bildschirm) die Muskulatur verkümmern. Weiters können belastende Lebensumstände unsere Sehfähigkeit beeinträchtigen. Darum ist es wichtig sich zu fragen, wann sich das Sehvermögen verschlechtert hat.

Das Training versteht sich nämlich ganzheitlich:

  • Ausreichend Bewegung
  • Ausgewogene Ernährung (Besonders gut sind die Vitamine A, C, E, die Karotinoide Beta-Carotin und Lutein sowie Omega-3-Fettsäuren. Die Vitalstoffe bekommt man natürlicherweise von Karotten, Spinat, Seefisch (Lachs, Makrele), Zitrusfrüchten, Süß-Kartoffeln Johannisbeeren, Kiwis, Nüssen und Goji-Beeren). 
  • Genügend Entspannung (evtl. mit autogenem Training,...)
  • Eine stimmige Abwechslung von Spannung und Entspannung. Genau da setzt Yoga an. 

Laut des im Seminar immer wieder zitierten Augentraining-Pioniers Dr. William Bates resultiert klares Sehen aus einem ausgeglichenen Zustand von Körper, Geist und Seele. Für gesunde Augen sei das Sehen demnach ein passiver, müheloser Vorgang, wie etwa hören oder riechen und die Verarbeitung optischer Signale ein gesundes Funktionstraining. 

Fehlsichtigkeit enstehe durch Verspannungen der Augenmuskeln. Die logische Schlussfolgerung daraus: Entspannung der Augen = Verbesserung des Sehens. Schaut, schaut die Augen - wie auch der gesamte Körper selbst - brauchen also Regenerationszeit zwischendurch, vor allem wenn viel Arbeit am Computer oder Stress im Spiel ist.  

 

Zur Entspannung der Augen legen wir uns zuerst mit dem Rücken auf unsere Yogamatten und dunkeln die Augenhöhlen mit den Handflächen ab. Ich empfinde dieses sogenannte Palmieren, welches wir für etwa 10 bis 20 Minuten durchführen, als besonders angenehm. 

Eine weitere für die Augen entspannende Übung ist das mir bereits aus einem anderen Yogakurs bekannte Schwingen. Dabei werden die Arme schwungvoll von der einen zur anderen Seite bewegt. Der Kopf und die Augen sollen dabei locker mit der Drehung mitwandern. Dieses dynamische Hin und Her entspannt die Augen, 'drum ist Ball spielen auch ein Hit!

Bis dato dachte ich das schnelle hin und her Flitzen der Augen, wenn man zum Beispiel im Zug aus dem Fenster schaut, sei schädlich und versuchte die Augen (beinahe ein Ding der Unmöglichkeit!) auf einen Punkt gerichtet zu lassen. Aber nein, bitte nicht starren! Im Gegenteil, die Augen wollen in Bewegung sein.

 

Für mich wird im Seminar auch klar, dass durch Fehlhaltungen (wie meine "alte Angewohnheit" den Kopf wie ein Henne nach vorne zu recken) Nackenverspannungen entstehen, die den Energiefluss zu den Augen und umgekehrt blockieren. Hier können spezielle Nackenlockerungsübungen für Entlastung sorgen. Meine Lieblingsübung - den Nasenpinsel - stelle ich euch ein anderes Mal vor! All diese Lockerungsübungen sind die Voraussetzung für alle fordernderen Augenyoga-Übungen: Augen nach oben, unten, rechts links, schräg nach links oben, diagonal nach rechts unten, von Daumen zu Daumen, im Kreis drehen, rollen, das tibetische Rad abfahren... wum

Der Yogalehrer empfiehlt eine regelmäßige Anwendung von mindestens zwei Monaten bis eine Verbesserung sichtbar wird.

 

Laut einer Augenärztin darf ich die Übungen ohne Bedenken machen. Ich habe durch die Bildschirmarbeit lediglich trockene Augen, was die Sehkraft ebenfalls beeinträchtigen kann. Stichwort "Office-Eye-Syndrom" - erhöhte Pupillenreaktionen und verminderte Blinzelrate bedeutet weniger Tränenflüssigkeit. 

Gerade bei Kurzsichtigkeit empfiehlt der Augenyoga-Lehrer regelmäßig ein Wasserbad zu nehmen. Idealerweise nach dem Sonnenbad. Raus ins Freie, wann immer möglich. Was Dr. Bates bereits um 1900 propagierte, wird nun auch von aktuellen Forschungen bestätigt: Bei Kindern scheint ein häufiger Aufenthalt im Freien zu weniger Kurzsichtigkeit zu führen. Vermutlich durch den Neurotransmitter Dopamin und Vitamin-D, die speziell bei Sonnenlicht ausgeschüttet werden.

 

Wie ihr seht ist die Informationsdichte im Workshop sehr hoch und es gibt so eine breite Auswahl an Übungen für die verschiedenen Arten von Fehlsichtigkeit, daher ist es unmöglich alles hier anzuführen. Für alle, die sich näher interessieren empfehle ich learning by doing in einem Augenyoga-Workshop. Der nächste findet am zweiten Aprilwochenende bei Mag. Arthur Lehner im Prana Yogastudio statt. Mehr Informationen und den Link zur Anmeldung findet ihr hier.

 

***UPDATE: Der nächste Workshop findet am Sa, 5.3.2016 10:00–13:00 & 15:00-18:00 und So, 6.3.2016 10:00–13:00 statt.***

 

Seht selbst! Viel Erfolg! 

 

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